BODEN im Gespräch mit...

HARRIET WALTER

INTERNATIONALER FRAUENTAG

Wir fühlen uns immer geschmeichelt, wenn Boden als britische Institution bezeichnet wird – rebellisch, unerschrocken und unbestreitbar bunt. Aber wir hatten kürzlich das Vergnügen, den Internationalen Frauentag mit jemandem zu feiern, der wirklich ein Nationalschatz ist. Dame Harriet Walter DBE ist für uns eine der coolsten Frauen der Welt. Sie ist bekannt für ihre Rollen als Lady Shackleton in Downton Abbey und die einprägsame Lady Caroline Collingwood in Succession. Außerdem ist sie eine wahre Shakespeare-Koryphäe: Sie spielte Ophelia, Lady Macbeth, Cleopatra, Brutus, Heinrich IV. und Prospero, um nur einige zu nennen.

Mit ihrem neuen literarischen Projekt bietet Walter nun frische weibliche Perspektiven auf einige der beliebtesten Geschichten Großbritanniens. Umgeben von Bücherregalen in Liberia, einem Buchladen im Osten Londons, sprachen wir mit Walter über ihr Buch She Speaks! What Shakespeare's Women Might Have Said, in dem sie Gertrude (Hamlet), Ariel (Der Sturm) und Ophelia (Hamlet) zu Wort kommen lässt. Dieses Buch bietet eine brillante und kühne Sicht auf das, was diese Frauen gedacht, gefühlt und gesagt haben könnten – wenn man ihnen eine andere Stimme gegeben hätte.

Wir hatten das Glück, uns mit Harriet über Sprache, Literatur und das Leben unterhalten zu dürfen, während Sie in einigen unserer Lieblingsstyles aus unserer Frühlings- & Sommerauswahl eine umwerfende Figur machte. Wir hoffen, dass Sie ihre kreativen Worte der Weisheit (und ihren unbestreitbaren Stil) genauso sehr genießen wie wir.

ÜBER DIE INSPIRATION ZU IHREM BUCH

„Sie kam mir durch 40 Jahre auf der Bühne in Frauenrollen in Shakespeares Stücken, bei denen es in mir vor Gefühlen und Gedanken brodelte, die aber im Text nicht für mich vorgesehen waren. Ich glaube, das haben viele Schauspielerinnen schon mal erlebt. Meine Figur kann von dem, was ich als Frau sagen will, einiges nicht sagen, weil der Fokus des Stückes nicht auf der Frau liegt. Wenn Shakespeare doch nur die Kamera umgedreht und auf sie gerichtet hätte...“

HARRIETS AUSWAHL

ÜBER DAS SPIELEN VON MÄNNERN

„Es fühlt sich nicht anders an als jede andere schauspielerische Aufgabe. Ich bin genauso wenig der König von England wie die Königin von Ägypten. Ägypten kenne ich nicht sehr gut. England kenne ich recht gut. Der Unterschied ist, dass Männer körperlich freier sind, deshalb ist es sehr befreiend, Männer zu spielen.“

ÜBER DIE PERSONEN, DIE SIE INSPIRIEREN

„Ich lese momentan Normal Women von Philippa Gregory. Es ist ein ganz schön dickes Buch. Und in diesem dicken Buch nennt sie viele Menschen, von denen wir noch nie etwas gehört haben, eben weil sie Frauen sind. Sie sind nicht berühmt, aber wir sollten von ihnen gehört haben. Ich kann keinen individuellen Namen nennen, weil das der Punkt ist – es geht nicht darum, dass diese Heldinnen sich von der Masse abheben, sondern dass die Masse der Frauen insgesamt eine Wucht war und wir sie bis dato ignoriert haben.“

ÜBER SHAKESPEARE

„Er beobachtet sie nicht weniger detailliert oder mit mehr Komplikationen als jeder andere Mensch. Er stellt die Frauen nur nicht in den Mittelpunkt der Geschichte. So sehr haben wir uns nicht verändert. Ja, wir haben alle möglichen brillanten Dinge erfunden – medizinisch und technisch, aber unsere Seelen, Herzen und Gedanken haben sich nicht verändert und ändern sich nicht. Und das hat er besser auf den Punkt gebracht als jeder andere.“

ÜBER DAS AUTORIN WERDEN

„Es ist ein tolles Gefühl, wenn man das erste Mal ein gebundenes Buch aus eigener Feder in den Händen hält. Es ist ein kleines Wunder, nicht wahr, das Schreiben? Es sind viele kleine schwarze Zeichen auf einer weißen Seite, die von einem Menschen auf einen anderen übertragen werden können und sie zum Nachdenken und Fühlen bringt – das ist eine ziemlich wunderbare Sache. Dann geht man an einer Buchhandlung wie dieser vorbei und denkt: Nächstes Jahr um diese Zeit könnte mein Buch in diesem Laden stehen. Schauen Sie sich all diese Bücher an – all diese Autoren, die denken: Ich frage mich, ob ich das auch könnte.“

Sie kann es, und sie hat es getan. Wenn wir aus unserem Gespräch mit Harriet Walter eine Sache mitgenommen haben, dann ist es, dass sie in so viel mehr als nur einer Sache eine führende Persönlichkeit ist. Sie können ihr neues Buch hier kaufen.